Zerschlagung des EuroRoute-Protests im Deistervorland

(dpa) Hannover Die Zerschlagung des EuroRoute-Protests im Deistervorland im Frühjahr 2080 stellt ein besonders eklatantes Beispiel von überzogener Konzerngewalt gegen – weitgehend friedlichen – Protest dar, bei der ein angeheuerter Lohnmagier eine äußerst hässliche Rolle spielte.

Vorgeschichte

Der – teils friedliche, teils auch gewaltsame – Protest gegen die Streckenführung einer neuen EuroRouten-Verbindung durch ein Naturschutzgebiet im Deistervorland zog sich praktisch durch die gesamten 2070er, und hatte den Bau wiederholt verzögert, und teilweise zum Erliegen gebracht. ESUS als Bauherr und EuroRouten-Betreiber verlor durch die Verzögerungen – und fällige Konventionalstrafen – erhebliche Summen. Insbesondere ein bestimmtes Protest-Camp war den Verantwortlichen des französischen Double-A-Logistik- und Verkehrsgiganten Anfang 2080 ein Dorn im Auge. Die Teilnehmer wurden von ESUS für eine Vielzahl von Sabotageakten an Baumaschinen und den Diebstahl und die Unbrauchbarmachung von Baumaterialien in mehreren Material-Depots in der Umgebung verantwortlich gemacht. Ende April gelang es ESUS, einem Landwirt die wirtschaftlich nicht nutzbare Wiese, auf der sich – mit dessen Duldung – das Protest-Camp befand, abzukaufen, und sich anschließend in einem Eilantrag von einem Hannoveraner Gericht bestätigen zu lassen, dass betreffendes Grundstück Teil ihres exterritorialen Konzernbesitzes sei. Die – unmittelbar nach Erhalt der richterlichen Bestätigung – folgende Räumung des Camps nutzte ESUS, um ein gewaltsames Exempel zu statuieren, um der örtlichen Protestbewegung ein für alle mal klar zu machen, dass man sich nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen würde.

Ablauf

In den frühen Morgenstunden des 11. Mai kesselten ESUS-Konzernsicherheitskräfte in paramilitärischer Vollpanzerung mit Schützenpanzern, die mit Wasserwerfern, Granatwerfern mit Tränengas-Granaten sowie MG’s mit Gel- und Gummigeschossen bestückt waren, das von Barrikaden der Protestierenden umgebene Camp ein. Angeblich erfolgte eine Aufforderung per Lautsprecher, das Lager binnen 20 Minuten zu räumen, wobei Teilnehmer des Protests behaupten, eine solche sei nicht erfolgt, und die 20-Minuten-Frist wäre vom ESUS-Konzernmilitär in jedem Fall nicht eingehalten worden.

Was folgte, war in erster Linie von einem freiberuflichen, magischen Dienstleister aus der Landeshauptstadt des norddeutschen Bundes zu verantworten, den ESUS angeworben hatte, um die Magie etwaiger Öko-Schamanen in den Reihen der Protestierenden zu kontern: [Alfred E. Hassler], ein für sein skrupelloses Vorgehen bekannter, teutonischer Hermetiker, schickte ein Wasserelementar in großer Gestalt in das Lager, mit dem Befehl, das Camp aufzulösen, und die Protestierenden herauszutreiben, und warf anschließend – während das Elementar noch dabei war, den Befehl auszuführen – eine Toxische Welle in das Lager, und mitten unter die Aktivisten. Die Folgen waren verheerend: Mindestens 3 Teilnehmer des Protests kamen ums Leben, wenigstens vier weitere verloren ihr Augenlicht, und über ein Dutzend erlitten – teils schwere – Säureverätzungen. – Besonders schwer traf es dabei ein in der lokalen Szene als „Greenwar-Ghandi“ bekanntes Individuum, das – wie einer seiner Kameraden, der sich „Pusche“ nannte, später gegenüber den Medien erklärte – „künftig mit einem Gesicht wie auf dem bekanntesten Gemälde von Edvard Munch herumlaufen müsse“, falls seine Mitstreiter nicht die finanziellen Mittel für eine umfangreiche Gesichtsrekonstruktion respektive Bioformung aufbringen könnten.

Ich habe einmal eine Lieferung für ihn übernommen und bei der Übergabe hätte er beinahe eine meiner Mitarbeiterinnen gefraggt, weil ihre Aura „toxisch“ aussah. Sie ist nicht mal erwacht verdammt. Aber eine Orkin. Er wird in den Schatten häufiger mal mit radikalen Gruppierungen zusammen genannt, aber dieses Vorgehen schießt den Vogel komplett ab. Bei mir braucht er nicht mehr vorstellig werden, wenn er etwas braucht.
Graf Zahl

Der Magier rechtfertigte seine brutale, magische Attacke später damit, dass er – infolge durch die Umgebungsbedingungen stark behinderter, astraler Aufklärung – davon hätte ausgehen müssen, dass unter den Protestierenden mehrere magisch aktive Öko-Terroristen und wenigstens ein toxischer Schamane gewesen seien, und diese gerade Ritualzauberei in größerem Stil vorbereitet hätten. – Beweisen konnte er seine Behauptungen nicht. – Da ESUS‘ Verantwortliche seine Sichtweise allerdings (zumindest offiziell) teilten, wurde deshalb jedoch keine Anklage gegen ihn erhoben. 

Vom Bundesamt für Hermetik und Hexerei erging zwar eine förmliche Rüge wegen „unangemessener Grausamkeit bei der Wahl der eingesetzten Zauber“, aber da dies nicht mit einem Widerruf bestehender Lizenzen verbunden war, kann Hassler aka „Radegast“ sich die Rüge einrahmen und an die Wand hängen und ansonsten weitermachen, wie bisher…!
Yasemine

Radegast ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Ich war zufällig an dem Tag nicht im Camp, aber ich habe Bekannte dort gehabt, die es beinahe erwischt hätte. Der Typ sollte sich vorsehen, wenn er nicht den Zorn Gaias gegen sich beschwören will.
Teela’na

In der alternativen Szene löste das Vorgehen, die Wahl der Mittel und die Weigerung, den verantwortlichen Lohnmagier strafrechtlich zur Verantwortung zuziehen, verständlicher Weise Entsetzen, Wut und Empörung aus, und das auch weit über den Norddeutschen Bund hinaus. In der Folge wurde der Name des betreffenden Magiers allianzweit auf mehrere illegale Kopfgeld-Listen (inklusive der Narkov-Liste in Hamburg) gesetzt, und auf der CrowdHunting-Plattform „Most Hunted“ ist sein Kopf mittlerweile 76.900 Nuyen respektive Euro wert. 

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